Sie ist 74 Jahre alt.
Vor einem Jahr starb ihr Mann ganz überraschend, jetzt fast ein Jahr später die Tochter.
„Kann man dies überleben?“ fragt sie mich.
Und: „Trauere ich jetzt doppelt oder größer?“
Ich arrangiere ein Treffen mit einer weiteren Frau, die gerade Rentnerin wurde, und deren Mann und Sohn ebenfalls im vorletzten und im vergangenen Jahr verstarben.
Die beiden Frauen tauschen miteinander aus, einige Impulse meinerseits reichen, um ins Gespräch zu kommen.
Sie erkennen sich in vielen Dingen wieder.
„Als mein Mann starb, da erkundigten sich noch Freunde nach mir, wie es mir geht.
Und jetzt, nach dem Tod meiner Tochter, da ruft mich niemand an, da fragt keiner nach. Meine Güte! ICH bin doch nicht gestorben!“
Die andere Frau nickt.
Auch sie hat es so erlebt, selbst auf der Arbeit sprach sie damals kaum jemand drauf an, obwohl sie tagtäglich mit den Kolleginnen zusammen war.
Viele haben Angst, was Falsches zu sagen und ahnen nicht, dass nix sagen meist noch viel falscher sein kann.
Einen Menschen durch den Tod verlieren, ist traurig.
Freunde und Bekannte in dieser Trauerzeit zu verlieren ist verletzend.
Nein, es ist kein Einzelfall.
Und es wäre zu überlegen, ob man nicht einmal unter die Todesanzeigen der Tageszeitung eine Lebend-Anzeige mischen sollte …
Lust hätte ich schon dazu.
Mechthild Schroeter-Rupieper
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