Nadia ist acht Jahre alt, ihr Papa starb vor einem halben Jahr.
„Haha! Du hast keinen Papa mehr, ich habe aber noch Papa und Mama!“ sagen manche Kinder aus ihrer Klasse.
„Weißt du?“ sagt Nadia, das kleine marokkanische Mädchen.
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Familientrauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper
freue ich mich sehr- so quasi als positive Rückmeldung für das Schreiben…? 😉 Danke!)
„Weißt du? Ich hör‘ gar nicht hin, wenn sie das sagen. Ich geh‘ auch alleine zur Schule. Obwohl ich nicht alleine bin. Ich hab immer irgendwie das Gefühl, dass mein Papa bei mir ist. Und dann mache ich so.“ Sie hält ihren Arm nach unten und krümmt etwas die Hand und fährt fort: „Ich nehme ihn dann an die Hand. Und Papa nimmt meine Hand.“
„Geht er vom Gefühl bis zur Schule mit und in die Klasse hinein, oder bleibt er draußen auf dem Schulhof stehen?“ frage ich. Nadia überlegt. „Nein, er kommt mit in die Klasse rein“, sagt sie.
Und später sagt sie: „Ich komm schon damit klar.“
Sie wirkt dabei so vernünftig, älter, als sie ist. Ihrer Mama hat sie davon noch nicht erzählt, sie möchte sie nicht traurig machen. Vernunft bedeutet eigentlich etwas anderes, aber das weiß sie noch nicht. Nadia ist erst acht Jahre alt.
Sonja und Shade sind die beiden Familientrauerbegleiterinnen von Lavia, die sich mit Nadia und ihren 3 Schwestern treffen werden und dabei Erinnerungen austauschen, malen, schreiben, spazieren gehen, Picknick machen, alles zu seiner Zeit.
Es gibt viel zu tun, auch in Nadias Schulklasse.
Genau diese Umfeldarbeit macht unsere Familientrauerarbeit aus.
„Darf ich das fotografieren, wie du deinen Papa an die Hand nimmst und davon weiter erzählen, damit andere Kinder das auch hören und wissen, anderen geht es manchmal ähnlich wie dir?“ frage ich.
„Ja“, sagt sie. Dann schauen wir uns das Foto gemeinsam an.
Die Aufmerksamkeit tut ihr gut. Irgendwie. Und wir zeigen das Bild auch ihrer Mama und erzählen davon.
Wir sprechen auch darüber, wie gut es tun kann, den Papa in der Nähe zu spüren und ihn, wenn man mag, sogar an die Hand zu nehmen. Das kann etwas ganz besonders Gutes sein.
Die jüngeren Schwestern spielen in der Zeit „Ich sehe was, was du nicht siehst“, mit Shade und Sonja, die zum kennenlernen mit dabei sind.
Die Mama nimmt ihre große Tochter in den Arm, ihr rollen Tränen runter. „Wird alles wieder gut?“, fragt sie.
Ich schätze diese Momente, diese Offenheit, und gleichzeitig machen sie mir bewusst, warum wir diese Arbeit tun. Tun müssen.
Herzliche Grüße aus dem LAVIAhaus!
Mechthild Schroeter-Rupieper
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